Modernen Lärmschutz live erlebt

Die BBIK lud im Rahmen des Themenjahres von Kulturland Brandenburg „Landschaft im Wandel“ am 18. September 2015 zu einer Infoveranstaltung zum Thema Lärmschutz ein. Alle Bürger waren dazu ins Rathaus Babelsberg eingeladen worden. Der Präsident der BBIK, Dipl.-Ing. Matthias Krebs eröffnete die Veranstaltung, die mit einem Vortrag von Dipl.-Ing. Klaus-D. Abraham von der VIC Verkehrs- und Ingenieurbau Consult GmbH zur Gesamtproblematik Lärm fortgeführt wurde.

Schon 1910 prophezeite Robert Koch: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest“. Längst ist bekannt, Lärm kann für seine Umwelt, Menschen und Tiere belastend und schädigend wirken.
Die Thematik Lärm, Lärmprävention und Lärmschutz ist von hoher Komplexität. Gegenwärtig sind insbesondere die Lärmarten Straßenverkehrslärm, Schienenverkehrslärm und der Fluglärm im Fokus von Wissenschaftlern und Ingenieuren. Gerade unsere Region rückt wegen der zukünftigen Lärmbelastung durch die Aktivitäten am BER in die öffentliche Diskussion. Die 16. BImSchV (im Kurztitel Verkehrslärmschutzverordnung) definiert unter anderem Immissionsgrenzwerte zum Schutz vor Verkehrslärm. Bei den Grenzwerten wird unterschieden, welche Gebiete betroffen sind. Für Wohngebiete gelten andere Grenzwerte als für Krankenhäuser und Schulen oder Gewerbegebiete, tags wieder andere als nachts. Beurteilungskriterien regeln die Einordnung von Lärmpegeln, die nicht überschritten werden dürfen, andernfalls muss eine Lärmsanierung erfolgen. Grundsätzlich sollte die Lärmbekämpfung vor allem an der Geräuschquelle ansetzen, dies ist die effizienteste und nachhaltigste Strategie.
In Deutschland blieb der Verkehrslärm trotz besserer Lärmschutzvorschriften in den letzten Jahren auf hohem Niveau.

Die Notwendigkeit Lärm zu vermeiden, wurde schon sehr früh erkannt. So haben Flughäfen seit langem eine vom Betriebslärm abhängige Besteuerung der Airlines geregelt. Zum Beispiel müssen Fluggesellschaften für die Nutzung der Infrastruktur eines Airports bezahlen. Der Betrag berechnet sich nach dem Höchstgewicht des Flugzeugs, der Anzahl der Passagiere, der Frachtmenge sowie der Lärmkategorie der Maschine. Für Flugplätze gelten sogenannte Lärmkategorien, hiernach werden lärmabhängige Kosten für das Abheben und die Landungen der Maschinen berechnet. Dadurch werden die Airlines angehalten, den Flugbetrieb mit wenig Lärm verursachenden Maschinen zu realisieren. Diese Kosten können hier leicht zwischen 100 bzw. 22.000 € betragen (im Beispiel: Maschinen vom Typ Airbus 320 und Antonow 124). Bislang erscheint es noch unverständlich, dass stärkere Lärmemissionen zum Beispiel von Motorrädern oder kraftstrotzenden PS-Boliden nicht in ähnlicher Weise „besteuert“ werden.
Üblicher Lärmschutz geschieht durch die Installation von Lärmschutzwänden, Tunneln oder auch die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und die Verwendung leiserer Fahrbahnbeläge.

Erste Lärmschutzwände wurden Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA wegen des aufkommenden Kraftverkehrs gebaut. In den späten 1960er Jahren wurde begonnen, akustische Phänomene in Zusammenhang mit Schallschutzwänden mittels mathematischer Methoden zu beschreiben und so deren Effektivität zu ermitteln. Dies ermöglichte die bessere Planung neuer Projekte.

Dipl.-Ing. Abraham erläuterte das umfangreiche Szenario bei Planung und Durchführung einer Baumaßnahme im öffentlichen Raum mit allen seinen Facetten im Hinblick auf Lärm-emissionen.
Im Anschluss an die Veranstaltung bewegten sich die Teilnehmer zur gerade fertig gestellten Lärmschutzmaßnahme / Lärmschutzwand an der L40 in Potsdam (Nähe Humboldtbrücke). Diese Baustelle war über Jahre ein Ärgernis für alle Nutzer dieses Straßenabschnittes, zogen sich die Bauarbeiten doch seit 2006 hin. Jetzt konnten sich die Teilnehmer an der neuen Lärmschutzwand durch Messungen von deren Wirksamkeit überzeugen. Viele Fragen tauchten auf, alle konnten zufriedenstellend vom Fachmann beantwortet werden. Das war eine sehr interessante Veranstaltung der BBIK, der man eine viel breitere Öffentlichkeit gewünscht hätte.

Bernd Ziegler
Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit


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