Impressionen des 22. Brandenburgischen Ingenieurkammertags

Am 07.07.2017 fand der 22. Brandenburgische Ingenieurkammertag im Seminaris Seehotel Potsdam statt und war damit der letzte Ingenieurkammertag dieser Legislaturperiode. Über 200 Gäste wären zugegen.
Die Atmosphäre war in gewohnter Manier sehr angenehm. Die Referenten der Vorträge sind alle Spezialisten auf ihren Gebieten und vermittelten gekonnt ihr Wissen. Zahlreiche Aussteller standen in den Pausen zu Gesprächen bereit und für das leibliche Wohl wurde sehr gut gesorgt.

Folgende Themen wurden behandelt: "Die zukunft der HOAI", erste Erfahrungen mit der neuen Brandenburgischen Bauordnung, denkmalpfegerische Bewertungen, Entwicklungen im Wettbewerbswesen und Informationen zum Fachingenieur EGP

Neben zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft begrüßte Kammerpräsident Matthias Krebs Vertreter der Brandenburgischen Architektenkammer; der Thüringer und der Breslauer Ingenieurkammer, der Berliner Baukammer, der IHK und der FH Potsdam.

Die polnischen Kollegen ließen es sich nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen und als Gastgeschenk gusseiserne Zwerge – als Synonym für fleißiges und faires Handeln - zu übergeben. Die Zwerge – mittlerweile unter Breslauer Zwerge in Wikipedia aktenkundig - stammen aus der polnischen Oppositionsbewegung der 1980er Jahre und treten in den verschiedensten Varianten auf.

Herr Krebs ging auf die umfänglichsten Veränderungen der letzten Jahre ein, wie z. B. 2016 das neue Ingenieurgesetz und 2017 die neue Brandenburgische Bauordnung und die damit verbundene intensive Zusammenarbeit mit dem MIL. Er rief zur aktiven Mitarbeit für die kommenden Jahre auf z. B. als Kandidat/in für die 6. Vertreterversammlung.

Beschlüsse in der EU oder EUGH-Urteile werden Folgeänderungen in den Bundesländern nach sich ziehen, so dass diverse Verordnungen angepasst werden müssen - dieser Ausblick konnte dem Vortrag MR Jan–Dirk Förster, MIL, entnommen werden. MR Jan-Dirk Förster äußerte sich in seinem Vortrag zu Änderungen in der 2017 rechtswirksam erlassenen BbgBO und dem gegenseitigen Ringen, alle Interessen unterschiedlichster Vertreter zusammenzuführen, mit dem Ziel „ rechtsvereinheitlichend zu wirken“.

Eine Auswertung von Ergebnissen nach Inkrafttreten der BbgBO ist in dem kurzen Wirken noch nicht möglich. „Im Spannungsbogen“ der letzten Jahre ist zwischen dem MIL und der Ingenieurkammer vieles gemeinsam gestaltet worden, auch wenn längst nicht alles so novelliert worden ist, wie es sich Ingenieure und Architekten vorgestellt hatten. Im Anschluss wurde in Fragen auf den Hochhausbrand in London und Auswirkungen auf Hochhäuser im Land Brandenburg und auf Prüfungen durch Tragwerksplaner reagiert.

Das MIL war neben der Ministerin Kathrin Schneider mit der Abteilungsleiterin für Stadtentwicklung und Wohnungswesen Elfi Heesch und den Referatsleitern Frank Segebade und Jan-Dirk Förster als Gesprächspartner und Referenten vertreten.

Die Ministerin ging in ihrer Rede auf besondere Themen ein, u. a. auf die vieldiskutierte HOAI, die intensive Auseinandersetzung mit der BbgBO, den verträglichen Umgang mit Bestandsgebäuden und der Suche nach guten technischen Lösungen bei der Umsetzung und Anpassung an modernes Leben – dem initiierten Stadtumbau 3-Programm, das sich intensiv um Altbaubestände, Flächenakquise kümmert und sich stabilisierende Städte als neue Chance sieht und eine Kultur des Umbaus vermitteln möchte, die Neuordnung des Vergaberechtes und den Bedarf an qualifizierten Experten bei der Energieeffizienz.

In kurzen Statements wurde auf eine wachsende Bedeutung des dualen Studiums, der gemeinsamen Landesentwicklungsplanung Berlin-Brandenburg und auf eine Mobilitätsstrategie – „Stadt der kurzen Wege“  eingegangen.

 

Die HOAI und ihre Zukunft war zentrales Thema des Vortrages von Dr.-Ing. Erich Rippert, dem Vorsitzenden des AHO e.V.

In seinen Ausführungen ging er auf die EU-Vertragsverletzungsverfahren und die dafür zur Verfügung stehenden Bearbeitungszeiträume, diverse Untersuchungen zum möglichen wirtschaftlichen  Zusammenhang des Auftretens fehlerhafter Planung und nicht adäquater Honorierung ein. Darüber hinaus ging er auf Beispiele des europäischen Auslands ein, bei denen der Wegfall einer Honorarordnung in Österreich und Großbritannien nicht zum Anstieg von ausländischen Büroniederlassungen geführt hatte und somit nicht die Niederlassungsfreiheit einschränkte und auf  die Rechtskonformität der HOAI mit EU-Recht.

Eine klärende Aussage zu der derzeitig unsicheren Situation der Honorierung durch das EU-Vertragsverletzungsverfahren wurde durch ein Urteil des OLG Naumburg; Urteil v. 13.04.2017 – 1U 48/11 getroffen: Sinngemäß gelten – solange noch kein EUGH-Urteil vorliegt -  die derzeitig rechtlichen Grundlagen (und damit die HOAI )!

Herr Dr. Rippert setzt sich für die Novellierung der HOAI 2013 ein, die aus seiner Sicht ein probater Vertragsbestandteil ist und in beiderseitigem Verständnis wirtschaftliche Interessen, wie Qualität, Honorierung, Verbraucherschutz, Minderung der Preisunsicherheit, vertritt.

Viele Schritte vor Ort können dazu beitragen, dass die Novellierung der HOAI in Koalitionsverträgen vereinbart wird.

Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator und stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, nahm uns auf sehr unterhaltsame und diskussionsfreudige Weise zur Ergründung mit, ob eine denkmalpflegerische Wertung im Auge des Betrachters oder des Eigentümergeldbeutels liegt und auf welcher Basis sich die „ Legitimation„ zur Wertung gründet.

 

Dr. Sebastian Schattenfroh, Fachanwalt für Bau- und Architekten- und Vergaberecht, gliederte seine Ausführungen zu Entwicklungen im Wettbewerbswesen in Planungswettbewerbe und Aspekte der Teilnahme als Bauingenieur, Vergaberecht und dessen Entwicklungen und gab aus seinen Erfahrungen nützliche Praxishinweise für Bieter. Er ermutigte, ggfs. eine Klärung über Anja Kotlan; Referentin für Öffentlichkeitsarbeit; Wettbewerb und Vergabe der Brandenburgischen Architektenkammer herbeizuführen, die fundiert hinterfragt, ob die Teilnahme an Wettbewerben  zwingend durch eine gewünschte Berufsbezeichnung eingeschränkt werden muss.

Im Jahr 2017 ist zu erwarten, dass es eine neue Unterschwellenverordnung  geben wird. Diese wird auf der Ebene des Landesrechtes umgesetzt.
Zu EU-weiten Ausschreibungen im Oberschwellenbereich kam der Tipp, dass sämtliche Vergabeunterlagen mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung kostenlos zur Verfügung stehen müssen und bis zur Aufforderung der Angebotsabgabe 1 Monat gewonnen wird, der zur gründlichen Vorbereitung genutzt werden kann.
Erfolgsversprechend waren die Hinweise zum richtigen Verhalten in der Verhandlungsphase und der Präsentation.

Christian Stolte - Bereichsleiter energieeffiziente Gebäude bei der dena - stellte die Ziele und den „Fahrplan“ zur Nutzung der Energieeffizienz, der Potenziale erneuerbarer Energien und systemübergreifender Technologien vor.
In ständigem Dialog mit Gebäudeeigentümern und Beratern sind sie „Mittler zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“ und setzen sich als Kompetenzzentrum das Ziel, einen bundesweit einheitlichen Energieberatungsstandard zu erreichen. Dazu gibt es online diverse Arbeitshilfen, wie Checklisten, Kurzanleitungen, Handbücher, Qualifizierungsangebote. Am 20. und 21.11.2017 wird ein dena-Kongress für Experten in Berlin stattfinden.

Abschließend wurde allen Akteuren und Mitgliedern für die zurückliegende gemeinsame Arbeit gedankt und um engagierte Mitglieder für die Kandidatur zur 6. Vertreterversammlung geworben.

Die Redemanuskripte von Dr.-Ing. Erich Rippert, Dr. Sebastian Schattenfroh und Christian Stolte stehen der Kammer zur Veröffentlichung frei, welche wir Ihnen zum Download über die Kammer-Homepage anbieten.

Birgit Dieffenbacher
Fachsektion Hochbau

 

Ehrungen

Der Ingenieurkammertag biete neben fachlichen Themen auch immer wieder den Rahmen für die öffentliche Anerkennung langjähriger Verdienste von Personen, die die BBIK in ihren vielfältigen Themen langjährig tatkräftig unterstützen.


So dankte die Brandenburgische Ingenieurkammer an diesem Tage folgenden Personen mit einer Ehrennadel:

Gold

  • Dipl.-Ing. (FH) Klaus Haake
  • Dipl.-Ing. Bernd Zebitz
  • Petra Waese-Krause


Silber

  • Dipl.-Ing. Angela Iwanetz
  • Dipl.-Ing. Klaus-Peter Rau
  • Petra Chaloun
  • Dipl.-Ing. Bernhard Bölk


Bronze

  • Dipl.-Ing. Steffen Lehmann
  • Daniel Petersen


Die Auszeichnungen wurden durch Kammerpräsient Krebs sowie seinen Vorgängern Dr. Winfried Mollenhauer und Wieland Sommer überreicht.

Dipl.-Ing. (FH) Klaus Haake (l.)

Ehrennadel in Gold

Dipl.-Ing. Bernd Zebitz (mitte)

Ehrennadel in Gold

Petra Waese-Krause (mitte)

Ehrennadel in Gold

Dipl.-Ing. Klaus-Peter Rau (l.)

Ehrennadel in Silber

Dipl.-Ing. Bernhard Bölk (l.)

Ehrennadel in Silber

 

 

Dipl.-Ing. Angela Iwanetz (l.)

Ehrennadel in Silber

Petra Chaloun (2. v. r.)

Ehrennadel in Silber

Dipl.-Ing. Steffen Lehmann (l.)

Ehrennadel in Bronze

Daniel Petersen (2. v. r.)

Ehrennadel in Bronze


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