Nachlese Fachforum Nachhaltiges Bauen

Ein Fazit vorweg. Das positive Ergebnis der Veranstaltung am 1. Juli 2015 spiegelt sich zunächst in der Auswertung der anonymen schriftlichen Befragung. In ihr wird der gemeinsamen Qualifizierungsveranstaltung „Nachhaltiges Bauen“ des MIL, der BBIK und BA ein „weiter so“, bescheinigt.

Das wiederum spricht für qualifizierte Vorträge und eine verantwortungsvolle Organisation der Fachgremien.

Die Ministerin des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), Kathrin Schneider, begrüßte 55 Vertreter kommunaler Bauverwaltungen, Ingenieure und Architekten aus Brandenburg und Berlin. Sie konstatierte, dass es für sie persönlich erfreulich ist, dass nun bereits zum dritten Mal eine solche Fachtagung im genannten Rahmen stattfindet. Das spricht aus ihrer Sicht für eine hohe Qualität der Veranstaltungsreihe.

 

Foto: Fachtagung Nachhaltiges Bauen (Quelle MIL)

Seit 2012 bemühen sich das MIL, die BBIK (vertreten durch Dipl.-Ing. Norbert Seidel und Dipl.-Ge.-Wi./HS Ing. Stephan Thude) und die BA (vertreten durch Dipl.-Architekt Andreas Rieger) jährlich um eine interessante interdisziplinäre Themenstellung. Aus der jeweiligen fachlichen Sicht werden je drei Workshops und eine Fachtagung angeboten.

Von Beginn an ist es Ziel, ein Qualifizierungsforum für alle zu etablieren, dass den drei Partnern am Bau eine fachliche und zielorientierte gemeinsame Sprache ermöglicht. Gemeinschaftlich von der Idee bis zur Realisierung. Der öffentliche Bauherr soll stärker als bisher in die Lage versetzt werden, eine qualifizierte Definition seiner Zielstellung für seine Bauvorhaben zu erstellen.

Bauvorlagenberechtigte Ingenieure und Architekten sollen im Gleichgang mit Fachingenieuren und ausführenden Fachfirmen auf einem hohen Level nicht nur qualifizierte Berater der Bauherren sein, sondern echte Partner.

Voraussetzung ist, alle wollen und können das Ziel auf einem hohen Fachlevel im Interesse der Bauherren und für sich selbst meistern.

Dieser Anspruch entspricht dem zeitgemäßen Nachhaltigen Bauen. Die Aspekte der Lebenszyklusbetrachtung und die inzwischen hochgradige Komplexität komplizierter technologischer, bauphysikalischer, fachlicher sowie partnerschaftlicher Schnittstellen stehen im engen Zusammenhang.

Genau das kam in den Vorträgen zum Ausdruck. Beispielgebend sollen dafür folgende Zahlen sein. ...“ 1898 hatte der Bauherr nur einen Partner- das Bauunternehmen. ...früher (jüngste Vergangenheit)... kommen schon der Architekt plus sieben weitere Partner mit einer rechtlichen Vertragsbeziehung zu den Bauherren und Bauunternehmen dazu.

2015 sind es nochmal 19 zusätzliche Vertragspartner bzw. in rechtlicher Beziehung zum Bauherren stehende Partner. Weiter wurde auf aktuelle Entwicklungen anhand eines 10-Punkte-Aktionsplan(es) aus dem Abschlussbericht der Reformkommission Großprojekte verwiesen:

5. Kooperatives Planen im Team

6. Vergabe an den Wirtschaftlichsten, nicht den Billigsten

7. Partnerschaftliche Projektzusammenarbeit...“

- aus Vortrag von Reinhold Dellmann, FG Bau.

Wie das funktionieren kann und soll, stellte Dr. Günter Löhnert (sol-id-ar Planungswerkstatt, Berlin) in seinem Vortrag „Die Qualität des Planungsprozesses - Erfahrungen aus der projektbegleitenden Beratung und Zertifizierung“ auch anhand von zwei Brandenburger Projekten vor. Das sind die Plusenergie-Grundschule-Niederheide in Hohen Neuendorf und das Paul-Wunderlich-Haus in Eberswalde. Diese u. a. von ihm vorgestellten Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass die Bauherren, die Planer und alle anderen oben genannten Vertragspartner über die gesamte Bauzeit hinweg im Interesse des Bauherren kontinuierlich an einem Strang zogen.

Im Ergebnis konnten gemeinsam konstruktive und technologische Lösungen auf Grundlage von reinen bauphysikalischen Vorgängen gefunden werden.

Das bedeutete beabsichtigter Verzicht auf industrielle Einzellösungen. Von Beginn an wurde die übliche Herangehensweise, ... das haben wir schon immer so gemacht... nicht zugelassen. In der Moderation wurde Dr. Günther Löhnert nach seiner Erfahrung gefragt, wie hoch prozentual die Zahl von Berufskollegen ist, die ihre Arbeit so gestalten?

Die Zahl ist ernüchternd, ca. 7 Prozent! Als Gründe sieht Dr. Löhnert vor allem die noch unterentwickelte Bereitschaft der Partner zu so einer Herangehensweise, mangelnde Fachkenntnisse zu zeitnahen Entwicklungen und dem „Erliegen“ des Alltagsdrucks.

Dr. Löhnert zeigte auch einen theoretischen Ansatz zur Umsetzung auf. In dem von seinem Team entwickelten Planungstool „Plenar“ wird die von ihm bereits praktizierte Herangehensweise für alle zu einem ... „kurzen Weg für ein gemeinsames Planungsverständnis in frühen Planungsphasen...“ aufgezeigt.

Die zitierten Vorträge sind auf der Homepage des MIL und der BBIK nachlesbar.

 

Abschließend möchte ich auf die Einleitung des Artikels zurück kommen. In der Qualifizierung der oben benannten Zahl von ca. 55 Teilnehmern ist folgendes anzumerken. Angemeldet hatten sich 65 Teilnehmer, gekommen waren 55. Davon 12 Offizielle, Referenten bzw. Organisatoren, 35 Kommunalvertreter, 8 Mitglieder der BBIK und niemand von der BA. Aus meiner Sicht sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Über das „warum“ sollten sich aus meiner Sicht die drei Veranstaltungsgremien zeitnah und gemeinsam eine ehrliche Analyse stellen.

Alle Fragestellungen der Art, macht es überhaupt noch Sinn, Veranstaltungen in dieser Form durchzuführen, sind aus meiner Sicht kontraproduktiv und unangebracht. Umso mehr, sollte es nur um die einfache Absetzung ohne Analyse der Umstände und Schlussfolgerungen für ein „wie weiter“ gehen. Letztendlich sprechen solche Fragestellungen m. E. n. für Resignation und Verkennen der Rolle, dass die Kammern den aufgezeigten Prozess führen müssen. Aber auch jeder Ingenieur und Architekt muss seiner eigenen Verantwortung gerecht werden und diese Angebote zur Qualifizierung wahrnehmen. Im Ausblick möchte ich auf die beiden ausstehenden Workshops am 17.09.2015 und 19.11.2015 verweisen. Am 17. September werden wir „provokatorisch“ die Frage stellen, ist die monolithische Wand noch zeitgemäß?

Prof. Dr. Rüdiger Lorenz, Bauphysiker von der FHP, wird gemeinsam mit Dipl.-Ing. Seidel, Dr. Dieter Figge vom Deutschen Mauerwerkverband sowie einem Vertreter des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) „provokatorisch“ zur Beantwortung dieser Frage in ihre Impulsvorträge und uns in die Diskussion führen. Es sind alle dazu herzlichst eingeladen. Am 19. November wird es um das Thema „Baustoffe und Raumhygiene“ gehen.

Anmeldeformalitäten wie gewohnt über die BBIK.

Weitere Eindrücke zur Fachtagung erhalten Sie in einem ausführlichen Beitrag auf der Internetseite der BBIK.

Hochschuling. Stephan Thude
FS NEU der BBIK

 

Eindrücke der Fachtagung „ Nachhaltiges Planen und Bauen“ von Kammermitglied Birgit Dieffenbacher

 

Die Fachtagung, organisiert durch das MIL, der Brandenburgischen Architektenkammer und der Brandenburgischen Ingenieurkammer bot in sehr guter Moderation ein breites Spektrum an Vorträgen hochkarätiger Referenten.

Vielschichtig, werteorientiert und weitestgehend marktunabhängig wurden verschiedene Sicht- und Herangehensweisen in den Planungs- und Bauphasen dargelegt.

Die Potentiale der Berlin-Brandenburger Bauwirtschaft und der Wunsch nach größerer Einbeziehung in den Gestaltungsprozess standen ebenso zur Debatte wie Bewertungen für Nachhaltigkeit, Kompetenzen im Vertragsgeschehen, Risiken erfassen und bewerten, Kooperation statt Konfrontation.

Am Beispiel von Luckenwalde wurde an Hand nationaler Vorgaben dargelegt, wie mit sinnvollen statistischen Datenermittlungen Einfluss auf die kommunale Raumplanung und durch Partizipation auf deren Akzeptanz genommen werden konnte.

Konkreter wurde das BLB und stellte aktuelle öffentliche Bauten vor.

Abschließend wurde die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit verdeutlicht von der Vorplanung über das Konzept bis zur Konkretisierung, Umsetzung und Auswertung.

Schematisch sah das letztere Portfolio aus wie ein großes Mikadospielfeld, verdeutlichte aber das Ursache-Wirkungsprinzip.

Im Unterbewußtsein mit der Kenntnis des Forschungsberichtes IFB-11555 / 2011 des Institutes für Bauforschung, dass 34 % fehlerhafte Planung und 66 % nicht fachgerechte Ausführung Ursache für Schäden beim energieeffizienten Bauen und Modernisieren darstellten, ziehe ich für mich – nach dieser Fachtagung das Fazit, dass der Wille, der Anspruch, die Bereitschaft und Fachkompetenz an vielen Wirkungsstätten vorhanden ist, sinnvoll und nachhaltig planen und bauen zu wollen.

Der Markt bietet eine Unzahl an Möglichkeiten und neben der Einhaltung von Auflagen, Vorschriften und Normen, der Verwirklichung gemeinsamer Zielvorstellungen, der Akzeptanz des Ergebnisses durch die Nutzer/ sind dabei je nach Wissensstand die komplexe Sinnhaftigkeit und Auswirkungen in ständigem Wandel und zu hinterfragen, es ist wichtig, sich ständig zu qualifizieren, auszutauschen und weit über die eigenen Fachbereiche zu kooperieren - unabhängig von der Größe der Projekte- im Mikro- wie im Makrokosmos.

Die Kammern bieten dafür einen guten Background.


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