Entwicklungsprozesse für Ingenieure in der Digitalisierung

Die Brandenburgische Ingenieurkammer veranstaltete am 29. Juni 2018 nunmehr den 23. Brandenburgischen Ingenieurkammertag. Wir sind im 24. Jahr des Bestehens der Kammer und haben damit eine stattliche Kontinuität bewiesen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „ Ingenieure in der Digitalen Zukunft“
Mit diesem Thema knüpft die Kammer an das zukunftsorientierte Thema an, welches nahezu alle Verbände und Vereinigungen auf der Tagesordnung haben.
Die Digitalisierung schreitet fort, Wettbewerbe, Ausschreibungen, schlichtweg aller Informationsaustausch bis hin zur Aktenablage drängt in die Papierlosigkeit. Auftraggeber, Handwerksbetriebe und erst recht wir Ingenieure und Ingenieurinnen werden verstärkt daran teilnehmen – ja teilnehmen müssen. Daher wählte der Vorstand diese zukunftsweisende Arbeitsweise als Thema für den diesjährigen Ingenieurkammertag.
Der Tag war straff organisiert, hatte aber auch genügend Spielräume für Informationsaustausch untereinander und mit den vielzähligen professionellen Ausstellern der Versicherungsbranche über Softwareanbietern bis hin zu Systemabdichtern für Dächer.

Das Programm beinhaltete nach der Eröffnung durch Kammerpräsident Matthias Krebs, Grußworte aus der brandenburgischen Landespolitik. Elfi Heesch, Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung und Wohnungswesen aus dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung übermittelte die besten Grüße der Ministerin Kathrin Schneider. Des Weiteren wurde auf die Planung „Stadt 2050“ eine Vision vorgestellt. Die Thematik Building Information Modeling, kurz BIM, wurde als Zukunftsplanungsart bestätigt, der Daten- und Informationsaustausch auch für kleine Büros als erforderlich dargestellt. Die neue duale Ausbildungsform an den Hoch- und Fachschulen zur Gewinnung der Fachkräfte, der Ingenieure von Morgen, in Zusammenarbeit der Ausbildungsstätten mit der Kammer, wurde als Zukunftsweg dargestellt.


Das Mitglied des Landtages und Sprecher der Landesfraktion für Wirtschaft und Digitales, Helmut Barthel, informierte über den Stand des Ausbaus der digitalen Erreichbarkeit im Land Brandenburg. Dabei wurde die Vision der Versorgung aller Haushalte mit Glasfaserleitungen bis 2025 in den Raum gestellt. Nur zu, können wir Ingenieure dazu sagen.


Das Hasso-Plattner-Institut, präsentierte sich mit keinem geringerem als dem Institutsdirektor, Prof. Dr. Christof Meinel. Der Vortrag stand unter der Überschrift „Digitale Transformation - Herausforderungen und Chancen“ Themen wie „Peer-to-peer-networks“, „Blockchain–Achitektur“ oder „Machine-Learning“ prallten auf uns Ingenieure ein.
Oftmals war zu erkennen, was eine fachgerecht geplante und auf der Baustelle überwachte Abdichtung durch die Digitalisierung besser macht. Wir Ingenieure sind eben an der Entstehung eines Werkes beteiligt und dies nicht nur „digital“! Der Zukunft müssen wir uns stellen und dazu gehört der technische, ja der digitale (Fort)schritt.


Fortgesetzt wurde die Theorie durch den sehr praktischen Vortrag „Digitales Planen und Bauen (BIM) in der Landesstraßenbauverwaltung Brandenburg“ durch den Vorstandsvorsitzenden Dr. Albrecht Klein. Der Hinweis, dass alle Bauvorhaben des Bundes ab 2020 nur noch mit BIM zu planen und zu bauen sind, zeigt die Dringlichkeit der Weiterbildung und Anwendung für die auf diesem Gebiet tätigen Ingenieure.
Denkt man daran, dass Bauvorhaben der Infrastruktur nahezu ausschließlich durch den „monopolistischen Bauherren“ öffentliche Hand vergeben werden, dann gibt es nahezu kein Ausweichen in dem Segment für uns – stellen wir uns der Aufgabe mit unserem Ingenieur-Know-how.


Der „Aktuelle Stand zum Ausbau der digitalen Infrastruktur in Brandenburg“ war das Thema von Torsten Fritz, Leiter des Referats Industrie, Digitalisierung im Ministerium für Wirtschaft und Energie Brandenburg.
50 MB Glasfaser, bis 2020 ist das Ziel. Der Spreewald hat noch seine Lücken – die „Durchörterung“ des großen Biosphärenreservats setzt seine Grenzen, die ein schnelles Vorantreiben in den Zügeln hält, führt Herr Fritz aus. Für derartige „Lückengebiete“ denke man an die Verbesserung der WLAN-Hotspots. Das Brandenburg im Ländervergleich auf derzeit dem letzten Platz liegt, ist nicht hinnehmbar.


Unser Kammermitglied und Dekan des Fachbereichs Bauingenieurwesens der FH Potsdam, Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz widmete sich dem Thema „Potentiale in der Digitalisierung bei der Ausführung von Bauprojekten“.
Dabei ging er in seinem Vortrag auf die digitale Zukunft ein, angefangen von der Vision des Roboters R2-D2 aus Star Wars aus den 80er Jahren über Laserscanning, augmented reality (erweiterte Realität), BIM bis hin zum 3D-Druck.
Beeindruckend ist die Vision der M2M (Maschine zu Maschine -Vernetzung), sprich „künstliche Intelligenz“. Was alles bei derartigen Datenmengen, -inhalten und –übertragungen zu beachten ist, wurde von Dagmar Hartge, Landesbeauftragte für den Datenschutz und das Recht auf Akteneinsicht Brandenburg auf der Basis von Recht und Gesetz dargelegt. Auf die Frage nach dem Erfordernis einer „Staatlichen Cyber-Polizei“ wurde Entwarnung gegeben.


Nach der Mittagspause wurde der Vortragssaal geteilt und unsere Fachaussteller widmeten sich den Themen:

 

  • BIM in der Tragwerksplanung in der Praxis mit STRAKON
  • Von Produktanforderungen bis zu Produktausprägungen – BIM-relevante Produktinformationen für das Planen, Bauen und Betreiben
  • Die Qualität von Planungsmodellen – Grundlage digitaler und kollaborierenden Planungsprozesse
  • Digitales Planen und Bauen mit iTWO 5D – Bsp. aus der Praxis

 

Der Griff in die Praxis anhand von Modellvorführungen brachte den Zuhörenden die Methodik und die vorgestellten Software-Lösungen greifbar näher. Wir Ingenieure arbeiten vorwiegend auf der Grundlage von Theorien - finden uns dann in der praktischen, konkreten Berufausübung gut und sicher wieder.
Deutlich wurde, dass BIM keine alleinige Software ist, es ist eine Methode im geschlossenen Verbund (closed-BIM) oder im offenen Verbund (open-BIM). Die sehr nahe Zukunftsvision „Planen und Bauen mit BIM“ werden wir Ingenieure auch hinbekommen.

Der Ingenieurkammertag lieferte Impulse, wie bevorstehende Herausforderungen angepackt werden sollten und Unternehmen sich zukunftsorientiert im digitalisierten Umfeld des Bauens aufstellen können.


Auszeichnungen und Ehrungen

Der Ingenieurkammertag bietet neben fachlichen Themen auch immer wieder den Rahmen für die öffentliche Anerkennung langjähriger Verdienste von Personen, die sich besonders für die Anliegen der BBIK eingesetzt haben. So wurden an diesem Tag folgende Personen ausgezeichnet:



Ehrennadel in Gold

  • Prof. Dr. Stefan Christian Saar
  • Hans-Jürgen Wende

Ehrennadel in Silber

  • Prof. Dr.-Ing. Axel Rathey

Ehrennadel in Bronze

  • Dipl.-Ing. (FH) Steffi Schulz

Ehrenmitgliedschaft

  • Dipl.-Ing. Bernd Packheiser
  • Prof. Dr. Dr. h. c. László Ungvari

Foto: Für besonderes Engagement im Rahmen der Ingenieurkammerarbeit wurden u. a. geehrt v.l.n.r. Bernd Packhheiser, Steffi Schulz, Hans-Jürgen Wende © BBIK

Die Auszeichnungen wurden durch Kammerpräsident Matthias Krebs auf dem Kammertag an Bernd Packhheiser, Steffi Schulz und Hans-Jürgen Wende überreicht. Leider waren Prof. Axel Rathey, Prof. Stefan Christian Saar und Prof. Lásló Ungvari an diesem Tag verhindert. Sie erhalten ihre Auszeichnungen demnächst.

Im Anschluss gab die BBIK die Bühne den Preisträgern des diesjährigen VDI-Wettbewerbs „Vision Wildparkstadion“ die Bühne frei, welche kurz den Wettbewerb sowie ihr Projekt den Gästen vorstellten.

Studenten sollten ein neues Fußballstadion planen, das den Anforderungen an ein modernes Stadion entspricht und darüber hinaus energieeffizient betrieben wird. Dies war der Kern der Wettbewerbsaufgabe in diesem Jahr, dem sich die Erstplatzierten Anthea Doreen Schneider, Simona Kruß und Pauline Richter von der BTU Cottbus stellten.  

Dabei lehnte sich die Aufgabenstellung dieses Entwurfswettbewerbs an die reale Ausschreibung für das neue Stadion in Karlsruhe an.

Die Jury unter Vorsitz von Dipl.-Ing. Architekt Titus Bernhard, hatte in diesem Jahr keine leichte Aufgabe. Am Ende zählte auch, welcher Entwurf für den gewählten Standort Karlsruhe realisierbar wäre. Hier überzeugte das reine Frauen-Team der BTU Cottbus mit seinem Entwurf „360° Karlsruhe“, der ein klares Leitthema erkennen ließ. Der natürliche Stützenwald setzte das Waldthema der Umgebung fort. Insgesamt ein starkes Grundkonzept der drei Studentinnen aus Cottbus, das passend für den Standort Karlsruhe gewählt war und verdient den ersten Platz erhielt.

Als Anerkennung für das Geleistete wurden die drei Frauen im Namen der BBIK nochmals geehrte und durch Kammerpräsident Krebs ausgezeichnet.

Informationen zum Wettbewerb erhalten Sie unter www.vdi.de.

 

Impressionen des 23. Brandenburgischen Ingenieurkammertags


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