Impressionen des 22. Brandenburgischen Ingenieurkammertags
Neben zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft begrüßte Kammerpräsident Matthias Krebs Vertreter der Brandenburgischen Architektenkammer; der Thüringer und der Breslauer Ingenieurkammer, der Berliner Baukammer, der IHK und der FH Potsdam.
Die polnischen Kollegen ließen es sich nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen und als Gastgeschenk gusseiserne Zwerge – als Synonym für fleißiges und faires Handeln - zu übergeben. Die Zwerge – mittlerweile unter Breslauer Zwerge in Wikipedia aktenkundig - stammen aus der polnischen Oppositionsbewegung der 1980er Jahre und treten in den verschiedensten Varianten auf.
Herr Krebs ging auf die umfänglichsten Veränderungen der letzten Jahre ein, wie z. B. 2016 das neue Ingenieurgesetz und 2017 die neue Brandenburgische Bauordnung und die damit verbundene intensive Zusammenarbeit mit dem MIL. Er rief zur aktiven Mitarbeit für die kommenden Jahre auf z. B. als Kandidat/in für die 6. Vertreterversammlung.
Beschlüsse in der EU oder
EUGH-Urteile werden Folgeänderungen in den Bundesländern nach sich ziehen, so
dass diverse Verordnungen angepasst werden müssen - dieser Ausblick konnte dem
Vortrag MR Jan–Dirk Förster, MIL, entnommen werden. MR Jan-Dirk Förster äußerte
sich in seinem Vortrag zu Änderungen in der 2017 rechtswirksam erlassenen BbgBO
und dem gegenseitigen Ringen, alle Interessen unterschiedlichster Vertreter zusammenzuführen,
mit dem Ziel „ rechtsvereinheitlichend zu wirken“.
Eine Auswertung von Ergebnissen nach Inkrafttreten der BbgBO ist in dem kurzen Wirken noch nicht möglich. „Im Spannungsbogen“ der letzten Jahre ist zwischen dem MIL und der Ingenieurkammer vieles gemeinsam gestaltet worden, auch wenn längst nicht alles so novelliert worden ist, wie es sich Ingenieure und Architekten vorgestellt hatten. Im Anschluss wurde in Fragen auf den Hochhausbrand in London und Auswirkungen auf Hochhäuser im Land Brandenburg und auf Prüfungen durch Tragwerksplaner reagiert.
Das MIL war neben der Ministerin Kathrin
Schneider mit der Abteilungsleiterin für Stadtentwicklung und Wohnungswesen Elfi
Heesch und den Referatsleitern Frank Segebade und Jan-Dirk Förster als
Gesprächspartner und Referenten vertreten.
Die Ministerin ging in ihrer Rede auf besondere Themen ein, u. a. auf die vieldiskutierte HOAI, die intensive Auseinandersetzung mit der BbgBO, den verträglichen Umgang mit Bestandsgebäuden und der Suche nach guten technischen Lösungen bei der Umsetzung und Anpassung an modernes Leben – dem initiierten Stadtumbau 3-Programm, das sich intensiv um Altbaubestände, Flächenakquise kümmert und sich stabilisierende Städte als neue Chance sieht und eine Kultur des Umbaus vermitteln möchte, die Neuordnung des Vergaberechtes und den Bedarf an qualifizierten Experten bei der Energieeffizienz.
In kurzen Statements wurde auf eine wachsende Bedeutung des dualen Studiums, der gemeinsamen Landesentwicklungsplanung Berlin-Brandenburg und auf eine Mobilitätsstrategie – „Stadt der kurzen Wege“ eingegangen.
Die HOAI und ihre Zukunft war zentrales Thema des Vortrages von Dr.-Ing. Erich Rippert, dem Vorsitzenden des AHO e.V.
In seinen Ausführungen ging er
auf die EU-Vertragsverletzungsverfahren und die dafür zur Verfügung stehenden
Bearbeitungszeiträume, diverse Untersuchungen zum möglichen wirtschaftlichen Zusammenhang des Auftretens fehlerhafter
Planung und nicht adäquater Honorierung ein. Darüber hinaus ging er auf
Beispiele des europäischen Auslands ein, bei denen der Wegfall einer
Honorarordnung in Österreich und Großbritannien nicht zum Anstieg von
ausländischen Büroniederlassungen geführt hatte und somit nicht die
Niederlassungsfreiheit einschränkte und auf die Rechtskonformität der HOAI mit EU-Recht.
Eine klärende Aussage zu der derzeitig unsicheren Situation der Honorierung durch das EU-Vertragsverletzungsverfahren wurde durch ein Urteil des OLG Naumburg; Urteil v. 13.04.2017 – 1U 48/11 getroffen: Sinngemäß gelten – solange noch kein EUGH-Urteil vorliegt - die derzeitig rechtlichen Grundlagen (und damit die HOAI )!
Herr Dr. Rippert setzt sich für die Novellierung der HOAI 2013 ein, die aus seiner Sicht ein probater Vertragsbestandteil ist und in beiderseitigem Verständnis wirtschaftliche Interessen, wie Qualität, Honorierung, Verbraucherschutz, Minderung der Preisunsicherheit, vertritt.
Viele Schritte vor Ort können dazu beitragen, dass die Novellierung der HOAI in Koalitionsverträgen vereinbart wird.
Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator
und stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für
Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, nahm uns auf sehr unterhaltsame
und diskussionsfreudige Weise zur Ergründung mit, ob eine denkmalpflegerische
Wertung im Auge des Betrachters oder des Eigentümergeldbeutels liegt und auf
welcher Basis sich die „ Legitimation„ zur Wertung gründet.
Dr. Sebastian Schattenfroh, Fachanwalt für Bau- und Architekten- und Vergaberecht, gliederte seine Ausführungen zu Entwicklungen im Wettbewerbswesen in Planungswettbewerbe und Aspekte der Teilnahme als Bauingenieur, Vergaberecht und dessen Entwicklungen und gab aus seinen Erfahrungen nützliche Praxishinweise für Bieter. Er ermutigte, ggfs. eine Klärung über Anja Kotlan; Referentin für Öffentlichkeitsarbeit; Wettbewerb und Vergabe der Brandenburgischen Architektenkammer herbeizuführen, die fundiert hinterfragt, ob die Teilnahme an Wettbewerben zwingend durch eine gewünschte Berufsbezeichnung eingeschränkt werden muss.
Im Jahr 2017 ist zu erwarten, dass es eine neue Unterschwellenverordnung geben wird. Diese wird auf der Ebene des
Landesrechtes umgesetzt.
Zu EU-weiten Ausschreibungen im Oberschwellenbereich kam der Tipp, dass
sämtliche Vergabeunterlagen mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung kostenlos
zur Verfügung stehen müssen und bis zur Aufforderung der Angebotsabgabe 1 Monat
gewonnen wird, der zur gründlichen Vorbereitung genutzt werden kann.
Erfolgsversprechend waren die Hinweise zum richtigen Verhalten in der Verhandlungsphase
und der Präsentation.
Christian Stolte - Bereichsleiter
energieeffiziente Gebäude bei der dena - stellte die Ziele und den „Fahrplan“ zur
Nutzung der Energieeffizienz, der Potenziale erneuerbarer Energien und
systemübergreifender Technologien vor.In ständigem Dialog mit
Gebäudeeigentümern und Beratern sind sie „Mittler zwischen Politik, Wirtschaft
und Wissenschaft“ und setzen sich als Kompetenzzentrum das Ziel, einen
bundesweit einheitlichen Energieberatungsstandard zu erreichen. Dazu gibt es
online diverse Arbeitshilfen, wie Checklisten, Kurzanleitungen, Handbücher,
Qualifizierungsangebote. Am 20. und 21.11.2017 wird ein dena-Kongress für
Experten in Berlin stattfinden.
Abschließend wurde allen Akteuren und Mitgliedern für die zurückliegende gemeinsame Arbeit gedankt und um engagierte Mitglieder für die Kandidatur zur 6. Vertreterversammlung geworben.
Die Redemanuskripte von Dr.-Ing. Erich Rippert, Dr. Sebastian Schattenfroh und Christian Stolte stehen der Kammer zur Veröffentlichung frei, welche wir Ihnen zum Download über die Kammer-Homepage anbieten.
Birgit Dieffenbacher
Fachsektion Hochbau
Ehrungen
Der Ingenieurkammertag biete neben fachlichen Themen auch immer wieder den Rahmen für die öffentliche Anerkennung langjähriger Verdienste von Personen, die die BBIK in ihren vielfältigen Themen langjährig tatkräftig unterstützen.
So dankte die Brandenburgische Ingenieurkammer an diesem Tage folgenden Personen mit einer Ehrennadel:
Gold
- Dipl.-Ing. (FH) Klaus Haake
- Dipl.-Ing. Bernd Zebitz
- Petra Waese-Krause
Silber
- Dipl.-Ing. Angela Iwanetz
- Dipl.-Ing. Klaus-Peter Rau
- Petra Chaloun
- Dipl.-Ing. Bernhard Bölk
Bronze
- Dipl.-Ing. Steffen Lehmann
- Daniel Petersen
Die Auszeichnungen wurden durch Kammerpräsient Krebs sowie seinen Vorgängern Dr. Winfried Mollenhauer und Wieland Sommer überreicht.
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Dipl.-Ing. (FH) Klaus Haake (l.) Ehrennadel in Gold |
Dipl.-Ing. Bernd Zebitz (mitte) Ehrennadel in Gold |
Petra Waese-Krause (mitte) Ehrennadel in Gold |
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Dipl.-Ing. Klaus-Peter Rau (l.) Ehrennadel in Silber |
Dipl.-Ing. Bernhard Bölk (l.) Ehrennadel in Silber |
Dipl.-Ing. Angela Iwanetz (l.) Ehrennadel in Silber |
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Petra Chaloun (2. v. r.) Ehrennadel in Silber |
Dipl.-Ing. Steffen Lehmann (l.) Ehrennadel in Bronze |
Daniel Petersen (2. v. r.) Ehrennadel in Bronze |