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BBIK ...denn Ingenieure bauen (d)eine Zukunft

Beleuchtung im Spannungsfeld von Technik und Naturschutz

Künstliche Beleuchtung ist für moderne Gesellschaften unverzichtbar. Sie dient der Sicherheit im Straßenraum, unterstützt Arbeitsprozesse und ermöglicht gesellschaftliches Leben auch nach Einbruch der Dunkelheit. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, dass Licht nicht nur für den Menschen, sondern auch für Natur und Umwelt eine prägende Größe ist.

Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) hat in einem aktuellen Positionspapier die Schnittstelle zwischen Beleuchtungstechnik und Naturschutz aufgegriffen und konkrete Empfehlungen formuliert.

Herausforderungen durch das Bundesnaturschutzgesetz

Die Umsetzung naturschutzrechtlicher Vorgaben stellt Betreiberinnen und Betreiber von Beleuchtungsanlagen sowie Herstellerfirmen zunehmend vor Herausforderungen. Das Bundesnaturschutzgesetz enthält zwar Regelungen zum Umgang mit Lichtemissionen, doch deren Auslegung ist häufig uneinheitlich. In der Praxis führt dies zu Unsicherheiten bei Investitionsentscheidungen und Planungsprozessen. Sanierungen und Modernisierungen werden dadurch verzögert, obwohl gerade eine energieeffiziente Beleuchtung erhebliche Potenziale zur Reduktion von CO₂-Emissionen bieten würde. Betroffen sind nicht nur Kommunen und private Betreiber, sondern auch das ausführende Handwerk und die Herstellerseite.

Technische Lösungen für naturverträgliche Beleuchtung

Das Positionspapier des ZVEI zeigt auf, wie sich die Anforderungen des Naturschutzes mit den Bedürfnissen einer sicheren und funktionalen Beleuchtung in Einklang bringen lassen. Im Mittelpunkt steht der Einsatz adaptiver Lichtsysteme auf Grundlage der Norm DIN 13201-1 für Straßenbeleuchtung. Solche Systeme passen Beleuchtungsniveau, Lichtverteilung und Lichtfarbe automatisch an verkehrliche, wetterbedingte und zeitliche Bedingungen an. Dadurch lässt sich das notwendige Maß an Sicherheit gewährleisten, während zugleich übermäßige Lichtemissionen reduziert werden.

Darüber hinaus empfiehlt das Papier die Orientierung an bestehenden Normen und technischen Regeln, darunter:

  • DIN EN 12464-2: Beleuchtung von Arbeitsplätzen im Freien
  • DIN EN 12193: Beleuchtung von Sportstätten
  • LAI-Hinweise: Messung, Beurteilung und Minderung von Lichtimmissionen gemäß Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz

Die Integration dieser Standards in eine künftige Rechtsverordnung könnte zur Klarheit beitragen und die Planungssicherheit für alle Beteiligten erhöhen.

Bedeutung für Ingenieurinnen und Ingenieure

Für Ingenieurinnen und Ingenieure im Bereich Lichtplanung, Bauwesen und Elektrotechnik ergeben sich daraus wichtige Handlungsfelder. Neben der Auswahl geeigneter Systeme und Komponenten ist eine fundierte Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen erforderlich. Die Herausforderung besteht darin, technische Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die sowohl den funktionalen Anforderungen an Beleuchtung gerecht werden als auch die Auswirkungen auf Ökosysteme minimieren.

Das ZVEI-Positionspapier leistet einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um naturschutzgerechte Beleuchtung. Es zeigt auf, dass technische Innovationen wie adaptive Lichtsysteme und eine konsequente Anwendung bestehender Normen zentrale Instrumente sein können, um den Interessenausgleich zwischen Mensch und Natur zu gestalten. Für die Ingenieurpraxis eröffnet sich damit die Chance, Beleuchtungssysteme zukunftsfähig und nachhaltig zu planen.

Das vollständige Positionspapier ist auf der Webseite des ZVEI frei verfügbar.

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© Jonathan W. Cohen | AdobeStock
© Jonathan W. Cohen | AdobeStock

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