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Betonrecycling als Schlüssel zur Ressourcenschonung – Aufbereitung von Betonabbruch im Wandel der Technik

Der Bausektor zählt zu den rohstoffintensivsten Bereichen der Wirtschaft. Rund 60 Prozent des in Deutschland anfallenden Abfalls stammen aus Bau- und Abbruchmaßnahmen. Die Aufbereitung dieser mineralischen Stoffströme ist deshalb ein zentraler Baustein für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Besonders die Wiederverwendung von Betonabbruch spielt eine immer wichtigere Rolle, nicht nur im Tief- und Straßenbau, sondern zunehmend auch bei der Herstellung neuer Betone.

Von der Trennung zur Wiederverwendung

Ein nachhaltiger Umgang mit Beton beginnt bereits beim Rückbau. Moderne Abbruchtechnologien ermöglichen es, Bauteile gezielt zu lösen und Materialien getrennt zu erfassen. Die Gewerbeabfallverordnung schreibt für Bau- und Abbruchabfälle eine sortenreine Erfassung von Beton, Ziegel und weiteren mineralischen Baustoffen vor. Diese Trennung ist Voraussetzung dafür, dass die aufbereiteten Materialien später wieder als hochwertige Baustoffe eingesetzt werden können.

Nach dem Rückbau erfolgt die Zerkleinerung. Mobile Brecheranlagen kommen direkt auf der Baustelle zum Einsatz, um das Material vor Ort zu verarbeiten. Anschließend werden Fremdstoffe wie Holz, Dämmstoffe oder Metalle entfernt. Magnetabscheider und Windsichter übernehmen dabei die mechanische Trennung, während Dichtetrennung oder sensorbasierte Sortierverfahren zunehmend für höhere Reinheitsgrade sorgen.

Aufbereitung mit technischem Anspruch

Für die Herstellung von Recyclingbeton müssen die gewonnenen Gesteinskörnungen strengen Anforderungen genügen. Die entsprechenden Normen DIN 4226-101 und DIN 4226-102 legen Grenzwerte, Prüfverfahren und Dokumentationspflichten fest. Um diese Anforderungen zu erfüllen, reicht eine einfache Brechung nicht aus. Stationäre Sortier- und Waschanlagen übernehmen die Feinklassierung, Fraktionierung und Qualitätskontrolle.

Fortschrittliche Verfahren wie die elektrodynamische Fragmentierung (EDF) oder sensorgestützte Freifallsortierung ermöglichen eine besonders präzise Trennung der Bestandteile. Bei der EDF wird der Altbeton durch Hochspannungsimpulse entlang der Korngrenzen zersetzt. Dadurch lassen sich Gesteinskörnungen und Zementstein nahezu vollständig voneinander trennen. Die technische Regel DIN SPEC 18212 definiert seit 2022 die Qualitätssicherung dieses Verfahrens.

Auch Forschungseinrichtungen und Start-ups arbeiten an der Optimierung der Prozesse. So werden an der Universität Tübingen KI-gestützte Kamerasysteme getestet, die bereits an der Abbruchstelle eine Materialanalyse ermöglichen. Das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar entwickelt parallel laserbasierte Methoden zur Stofftrennung und neue Wege zur Nutzung von Betonabbruch für Leichtgranulate.

Zementstein zwischen Herausforderung und Chance

Ein wesentlicher Aspekt der Aufbereitung betrifft den im Altbeton enthaltenen Zementstein. Dieser Restzement beeinflusst die Wasseraufnahme und damit die Qualität des Recyclingbetons. Während er lange als Störstoff galt, rückt inzwischen sein Potenzial als CO₂-Speicher in den Fokus. Durch gezielte Karbonatisierung kann der Zementstein Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und dauerhaft binden. Unternehmen wie das ETH-Spin-off Neustark nutzen diesen Prozess bereits industriell, um recycelte Gesteinskörnungen CO₂-positiv zu veredeln.

Perspektiven für den Markt

Der Großteil des aufbereiteten Betons wird bislang im Straßen- und Tiefbau eingesetzt. Dort dient er als Tragschicht, Frostschutz oder Verfüllmaterial. Der Anteil von Recyclingbeton in der Herstellung neuer Ortbetone liegt dagegen noch unter einem Prozent. Angesichts steigender Rohstoffpreise und wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen gewinnt die stoffliche Wiederverwendung jedoch an Bedeutung. Große Hersteller wie Heidelberg Materials investieren bereits in die industrielle Aufbereitung von Betonabbruch, um langfristig den Einsatz von Primärrohstoffen zu reduzieren.

Quelle: https://kurzlinks.de/px11

© countrypixel | AdobeStock
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