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BBIK ...denn Ingenieure bauen (d)eine Zukunft

Kommunale Wärmeplanung zwischen Anspruch und Realität

Mit dem Wärmeplanungsgesetz (WPG) ist die kommunale Wärmeplanung in Deutschland zu einem zentralen Instrument der Energiewende geworden. Seit dem 1. Januar 2024 sind die Bundesländer verpflichtet, sicherzustellen, dass alle Kommunen Wärmepläne erstellen. 

Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern müssen diese bis Ende Juni 2026 vorlegen, kleinere Städte und Gemeinden bis Juni 2028. Ziel ist eine strategische und langfristige Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien und Effizienzsteigerung.

Eine aktuelle Analyse des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) zeigt jedoch, dass die Kommunen den Prozess sehr unterschiedlich angehen. Bis Mitte 2025 haben bereits über die Hälfte der Kommunen mit der Erarbeitung begonnen, 342 Wärmepläne sind veröffentlicht. Diese bilden etwa ein Zehntel der insgesamt erwarteten Planungen ab.

Unterschiedliche Ansätze und Annahmen

Die vorliegenden Wärmepläne unterscheiden sich deutlich in Aufbau, Informationsgehalt und Methodik. Während einige Kommunen detaillierte und datenbasierte Strategien entwickeln, bleibt die Darstellung in anderen Fällen oberflächlich oder unvollständig. Die Vergleichbarkeit der Pläne ist dadurch eingeschränkt, was eine einheitliche Bewertung erschwert. Fachleute des BBSR plädieren daher für eine stärkere Standardisierung, um künftige Fortschreibungen und überregionale Analysen zu erleichtern.

Die meisten Kommunen orientieren sich an einem Zieljahr 2040 für die Klimaneutralität. Nur ein kleiner Teil – rund sieben Prozent – strebt dieses Ziel bereits bis 2035 an. Entsprechend variieren die geplanten Umsetzungszeiträume erheblich. Im Durchschnitt rechnen die Kommunen mit einer Dauer zwischen 18 und 23 Jahren, um ihre Wärmeversorgung umzubauen.

Die Bedeutung realistischer Sanierungsraten

Ein zentrales Ergebnis der BBSR-Analyse betrifft die Annahmen zur Gebäudesanierung. Viele Kommunen kalkulieren mit einer konstanten jährlichen Sanierungsrate von etwa zwei Prozent. Diese Annahme beeinflusst maßgeblich die Prognosen zum künftigen Wärmebedarf. In der Praxis liegt die Sanierungsrate derzeit jedoch meist deutlich darunter. Eine zu optimistische Annahme führt dazu, dass der künftige Wärmebedarf zu niedrig eingeschätzt wird. Darauf aufbauende Planungen für Wärmeerzeugung und -verteilung könnten somit auf unrealistischen Grundlagen beruhen.

Für Ingenieurinnen und Ingenieure, die in der Wärmeplanung, Gebäudetechnik oder Energieberatung tätig sind, ergibt sich daraus eine wichtige Erkenntnis: Die Qualität der Datengrundlagen und Annahmen entscheidet über die Tragfähigkeit kommunaler Wärmepläne. Realistische Szenarien und eine transparente Dokumentation der Methodik sind unerlässlich, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Wärmenetze als Schlüsseltechnologie

Deutlich wird auch, dass Wärmenetze in der zukünftigen Wärmeversorgung eine zentrale Rolle spielen sollen. Ihr Anteil am Gesamtwärmeverbrauch liegt derzeit bei rund neun Prozent, soll sich jedoch bis 2040 im Durchschnitt vervierfachen. Der Ausbau dieser Infrastruktur erfordert nicht nur technische Planungskompetenz, sondern auch koordinierte Investitionsstrategien und eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Energieversorgern und Fachplanenden.

Die kommunale Wärmeplanung bietet Ingenieurinnen und Ingenieuren vielfältige Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten. Sie ist zugleich ein komplexer Prozess, der technisches Wissen, verlässliche Daten und langfristige Perspektiven erfordert. Die Analyse des BBSR verdeutlicht, dass eine einheitlichere Strukturierung und realistische Annahmen entscheidend sind, um die Wärmeplanung als wirksames Steuerungsinstrument der Energiewende zu etablieren.

>> Hier geht es zur Basisanalyse kommunaler Wärmepläne

Quelle: https://kurzlinks.de/x6dy

© BBSR
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