Ziegelmauerwerk im Kreislauf: Nachhaltigkeit durch Weiternutzung und Wiederverwendung

In Zeiten von Ressourcenknappheit, Klimawandel und begrenztem Deponieraum rückt ein Prinzip immer stärker in den Fokus der Baupraxis: Kreislaufwirtschaft. Insbesondere Ziegelmauerwerk, ein bewährtes Baumaterial mit langer Lebensdauer, bietet große Potenziale – sowohl für die Weiternutzung im Bestand als auch für die Wiederverwendung nach dem Rückbau.

Ingenieurinnen und Ingenieure spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewertung, Instandsetzung und Umnutzung bestehender Ziegelkonstruktionen. Die Brandenburgische Ingenieurkammer möchte mit diesem Beitrag dazu anregen, vorhandene Bausubstanz nicht vorschnell aufzugeben, sondern systematisch auf ihre Tragfähigkeit und Zukunftstauglichkeit zu prüfen – immer im Sinne einer nachhaltigen und werterhaltenden Bauweise.

Weiternutzung: Das Beste aus dem Bestand herausholen

Der nachhaltigste Weg ist die Weiternutzung von bestehendem Mauerwerk, sofern Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und bauphysikalische Eigenschaften nachgewiesen werden können. In vielen Fällen – insbesondere bei historischer Bausubstanz – erfordert dies eine individuelle Bewertung jenseits aktueller Neubau-Normen wie der DIN EN 1996/NA.

Ingenieurtechnische Untersuchungen sollten dabei:

  • die Substanz verstehen helfen (z. B. über zerstörungsarme Prüfverfahren),
  • Alterung, Rissbildung, Verformungen und Reparaturen dokumentieren,
  • die Eignung für neue Nutzungen unter Berücksichtigung klimatischer Bedingungen beurteilen.

Besonders wichtig ist: Je früher und gründlicher die Bestandsanalyse erfolgt, desto gezielter und wirtschaftlicher können Erhaltungsmaßnahmen geplant werden.

Wiederverwendung: Wenn Erhalt nicht möglich ist

Ist der Erhalt nicht wirtschaftlich oder technisch vertretbar, bietet sich die Wiederverwendung einzelner Ziegel an. Hier kommt es auf die sortenreine Trennung und möglichst rückstandsfreie Reinigung von Mörtel- und Putzresten an. Zwar stellt die Qualitätssicherung eine Herausforderung dar, doch bei fachgerechter Aufbereitung eröffnen sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten:

  • Wiederverwendung ganzer Ziegel im Neubau
  • Verwendung als Ziegelsplitt im Straßen- und Wegebau
  • Herstellung hochwertiger Ziegelsande für spezielle Anwendungen

Durch gezielte Logistik- und Prüfkonzepte lässt sich die Wiederverwendung auch ökonomisch sinnvoll umsetzen – vorausgesetzt, der Rückbau wird bereits in der Planungsphase strategisch mitgedacht.

Technische Kriterien für Entscheidung und Planung

Ob Weiternutzung oder Wiederverwendung – die Entscheidung sollte auf Basis technischer Kriterien und wirtschaftlicher Abwägungen erfolgen. Dabei helfen unter anderem folgende Fragestellungen:

  • Ist die Restlebensdauer des Mauerwerks ausreichend für die geplante Nutzung?
  • Welche baulichen Maßnahmen sind notwendig, um Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit zu sichern?
  • Wie kann der Salz- und Feuchtegehalt im Mauerwerk beeinflusst werden?
  • Sind Instandsetzungsmaßnahmen technisch möglich und wirtschaftlich tragbar?

Planung und Analyse erfordern interdisziplinäres Denken – und die enge Abstimmung zwischen Tragwerksplanern, Bauphysikern, Denkmalpflegern und Bauherren.

Zukunft gestalten mit Bestand

Für eine zukunftsfähige Baukultur ist der ressourcenschonende Umgang mit bestehenden Bauwerken essenziell. Ob im Altbau oder nach dem Rückbau – Ziegel sind ein wertvoller Baustoff, der mit ingenieurtechnischem Know-how auch im zweiten oder dritten Lebenszyklus überzeugen kann.

>> Quelle: https://kurzlinks.de/fel4

© Fabian Krueger | AdobeStock
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