Brandenburgischer Baukulturpreis 2025 verliehen
Ingenieurbauwerk über die Oder ausgezeichnet
Die Brandenburgische Architektenkammer (BA) und die Brandenburgische Ingenieurkammer (BBIK) haben gemeinsam mit Unterstützung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) am 5. Dezember 2025 den Brandenburgischen Baukulturpreis verliehen. Die Auszeichnung würdigt Projekte, die beispielhaft interdisziplinär geplant und gebaut wurden, nachhaltige Konzepte umsetzen und durch architektonische Qualität überzeugen.
In diesem Jahr wurden insgesamt 74 Projekte eingereicht. Die Preisverleihung fand im Beisein von Bauminister Detlef Tabbert statt, ein Grußwort sprach Baustaatssekretärin Ina Bartmann. Sie betonte die zentrale Bedeutung von Baukultur für die Identifikation der Menschen mit ihrer gebauten Umwelt und für die Lebensqualität in Städten und Gemeinden.

Die Eisenbahnüberführung Oder bei Küstrin
Brandenburgischer Baukulturpreis 2025

Die neue Eisenbahnbrücke über die Oder bei Küstrin entstand in enger Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bahn AG und der polnischen Staatsbahn PKP als Teil des Streckenerneuerungsprojekts „Ostbahn“ Berlin – Kostrzyn – Gorzów – Bydgoszcz. Das 266 Meter lange Bauwerk kombiniert eine 130 Meter lange zweigleisige Netzwerkbogenbrücke mit einer integrierten Vorlandbrücke.
Besonders hervorzuheben sind die filigrane Eleganz, die harmonische Einbindung in die Landschaft und die innovative Nutzung von Carbon-Zuggliedern, die das Eigengewicht reduzieren und die Wartung erleichtern. Eine spezielle Verschubtechnik während der Montage verkürzte die Bauzeit und minimierte Eingriffe in die Natur. Die Brücke ist zudem für eine spätere Elektrifizierung vorbereitet.
Die Oderbrücke Küstrin, deren Planungsphase von 2016 bis 2024 dauerte, wurde am 29. Juli 2024 für den Verkehr freigegeben. Für ihre gelungene Kombination aus technischer Innovation, Ästhetik und europäischer Infrastrukturleistung wurde sie einstimmig mit dem Brandenburgischen Baukulturpreis 2025 ausgezeichnet.
Dipl.-Ing. Matthias Krebs, Präsident der BBIK
"Die Auszeichnung der Eisenbahnüberführung über die Oder bei Küstrin ist ein starkes Zeichen dafür, dass Baukultur weit über den Hochbau hinausreicht. Seit 2013 ging der Hauptpreis ausschließlich an Gebäude, umso bemerkenswerter ist nun die Würdigung eines Ingenieurbauwerks. Die Brücke zeigt, wie gestalterische Präzision und technische Innovation gemeinsam wirken können. Die erstmals an einer Eisenbahnbrücke eingesetzten Carbonhänger, die klare Tragwerkskonzeption und die sensible Einbindung in den Landschaftsraum verdeutlichen, wie Planende aus verschiedenen Disziplinen bauliche Qualität auf hohem Niveau schaffen. Dieses Bauwerk macht sichtbar, dass Baukultur dort entsteht, wo Funktion, Konstruktion und Gestaltung zu einer überzeugenden Einheit finden."
Daten der Projektteilnehmenden
Anschrift
Ostbahnstraße | 15328 Küstriner Vorland
Wettbewerbsentwurf
Schüßler-Plan (Objekt- und Tragwerksplanung) und Knight Architects (Architektur)
Planung Trasse und Unterbauten, Technische Ausrüstung
Schüßler-Plan, Berlin
Entwurfsplanung Technische Alternativlösung Netzwerkbogen mit Carbon, Ausführungsplanung, Ingenieurtechnische Kontrolle
schlaich bergermann partner (sbp), Stuttgart
Prüfingenieur
Prof. Dr.-Ing. Karsten Geißler, Berlin
Bauherrin
DB InfraGO AG
Kommune
Gemeinde Küstriner Vorland
Sanierung und Umbau Rathaus Frankfurt (Oder)
Sonderpreis für öffentliches Bauen im Bestand

Die Sanierung des historischen Rathauses Frankfurt (Oder) hat das bedeutende gotische Bauwerk zu einem offenen, einladenden Zentrum für die Bürger verwandelt. Während die Fassade seit Jahrhunderten das Stadtbild prägt, wurde das Innere nun von früheren Einbauten befreit und neu geordnet: Das lichtdurchflutete Atrium, die stützenfreie Galerie und fein ausgearbeitete Holzelemente schaffen räumliche Großzügigkeit und eine besondere Atmosphäre. Die behutsame Gestaltung verbindet mittelalterliche Strukturen mit modernen Lösungen und macht die Baugeschichte wieder erlebbar. Heute präsentiert sich das Rathaus als gastfreundlicher Ort für Stadtpolitik, Kultur und Begegnung – ein Haus, das die Identität und das Gemeinwesen stärkt.
Anschrift
Marktplatz 1 | 15230 Frankfurt (Oder)
Entwurfsverfasser
Feldhusen Fleckenstein Schwarz Architekten
Entwurfs- und Ausführungsplanung
ff-Architekten Feldhusen und Fleckenstein PartG mbB, Berlin
Lichtplanung
konzeptlicht lighting solution, Berlin
Tragwerk
2B Planungsgesellschaft, Berlin
TA
HDH Ingenieurgesellschaft, Berlin
Bauüberwachung
Behrens & Heinlein Architekten BDA, Potsdam
Bauherrin
Stadt Frankfurt (Oder)
Stadt / Kommune
Stadt Frankfurt (Oder
LIF - Leben im Fläming Bad Belzig
Sonderpreis für Städtebau und Wohnen

In Bad Belzig zeigt das Projekt „LIF – Leben im Fläming“ eine alternative Wohnform jenseits der typischen Einfamilienhaussiedlungen. Auf engem Grundstück entstehen geschickt angeordnete Wohn- und Gemeinschaftshäuser, die vielfältige Freiräume schaffen und zugleich einen sparsamen Umgang mit Fläche demonstrieren. Grundlage des Quartiers ist ein stark ausgeprägter Gemeinschaftsgedanke, getragen von einer soziokratischen Organisationsstruktur, die Mitverantwortung und Teilhabe fördert. Die nachhaltige Holzbauweise, das zirkuläre Energiekonzept und der weitgehend fossilfreie Betrieb setzen ökologische Standards. Flexible Wohnungsgrößen, großzügige Veranden und gemeinschaftlich finanzierte Häuser – teilweise offen für die Nachbarschaft – schaffen ein robustes Modell für gemeinschaftliches, zukunftsorientiertes Wohnen.
Anschrift
An der Rummel | 14806 Bad Belzig
Architektur
Praeger Richter Architekten GmbH, Berlin
Landschaftsarchitektur
Gunnar Lange Landschaftsarchitektur, Bad Belzig
Tragwerk
Projekt Bau Kluge UG, Schenkendöbern
Fachingenieurwesen
Planungsbüro Drobka GmbH, Bad Belzig
Weitere Fachplanende
Blue Monkey Engineering – Sohnrey und Zädow Ingenieure PartG mbB, Berlin
Projektsteuerung Christoph Günther, Berlin
Baumrausch GmbH & Co. KG, Bremen
Bauherrin
LiF eG Leben im Fläming, Bad Belzig
Stadt / Kommune
Stadt Bad Belzig
Feldsteinhaus Uckermark Gerswalde
Anerkennung ländliches Bauen im Bestand

Das „Feldsteinhaus Uckermark“ in Gerswalde zeigt, wie ein halb verfallener Kuhstall sensibel und zeitgemäß weitergebaut werden kann. Die vorhandenen Feldsteinmauern wurden mit recycelten Ziegeln ergänzt, wobei der bewusste Materialmix das Bruchstückhafte des Bestands sichtbar lässt. Innen schaffen ein zentraler Betonkern und eine abgesetzte Holzfachwerkkonstruktion einen neu interpretierten, modernen Wohnraum. Hochwertige Dämmung und Flächenheizungen sichern energetische Qualität, während die klare Trennung von Alt und Neu statische Eingriffe minimiert. Die Jury würdigte das Projekt als „Kleinod der Bauerhaltung“ – eine kreative, nachhaltige Umnutzung, die ein landschaftsprägendes Gebäude bewahrt und mit zeitgemäßer Architektur verbindet.
Anschrift
17268 Gerswalde
Architektur
Katharina Löser (Löser Lott Architekten) und Daniel Groß, Berlin
Bauherr
Privat
Stadt / Kommune
Gemeinde Gerswalde
Umbau der Kuhdammbrücke Wustermark
Anerkennung ländliches Bauen im Bestand

Die Kuhdammbrücke in Wustermark wurde unerwartet schnell zu klein für den wachsenden LKW-Verkehr des Güterverkehrszentrums. Anstatt eines Ersatzneubaus entschieden sich Gemeinde und Ingenieure für einen innovativen Weiterbau: Die bestehende Stabbogenbrücke wurde mittig aufgetrennt, durch einen zusätzlichen Hohlkasten verbreitert und ihre Bögen gezielt verstärkt. Dank präziser Planung und guter Zusammenarbeit konnte ein Großteil der vorhandenen Substanz erhalten bleiben – nur wenig zusätzlicher Stahl und Beton waren nötig. Die Lösung spart Ressourcen, ist kostengünstiger als ein Neubau und zeigt beispielhaft, wie nachhaltiges Weiterbauen auch im Infrastrukturbereich funktionieren kann. Dafür erhielt das Projekt eine Anerkennung des Brandenburgischen Baukulturpreises 2025.
Anschrift
Kuhdammweg | 14641 Wustermark
Generalplanung
VIC Planen und Beraten GmbH, Potsdam
Prüfingenieur
Dr.-Ing. Andreas Arnold, Brandenburg an der Havel
Projektsteuerung
IPG Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH, Potsdam
Bauherrin
Gemeinde Wustermark
Stadt / Kommune
Gemeinde Wustermark

Heinz-Dieter Lohrer und Gordon Thalmann
Engagementpreis
Das Engagement von Heinz-Dieter Lohrer und Gordon Thalmann zeigt, wie aus unscheinbaren Relikten wertvolle Zeugnisse der Regionalgeschichte werden können. Ausgehend von einem vermeintlichen „Steinhaufen“ identifizierten sie die Reste der mittelalterlichen Kuhburg in der Prignitz und machten den Ort durch Forschung, Aufmaß, Grabungsbefunde und gezielte Vermittlung wieder sichtbar. Während Lohrer wissenschaftlich arbeitet, organisiert Thalmann Netzwerke und Fördermittel – gemeinsam gewinnen sie Unterstützer und schaffen Bewusstsein für kulturelle Spuren ohne unmittelbaren Nutzen. Die Jury würdigt dieses außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement, das regionale Identität stärkt und einen wichtigen Beitrag zur baugeschichtlichen Bildung leistet.
Daten der Projektteilnehmenden
Vorschlag zur Auszeichnung von
Jan Bodenstein
Architektur
BOARCHiTEKT, Jan Bodenstein, Wittenberge
Bauleitung
Architekturbüro Wieck & Partner, Perleberg
Stadt / Kommune
Landkreis Prignitz

Ihre Ansprechpartnerin in der BBIK
Maria Roloff
Kommunikation und Kooperation
Projektkoordinatorin „Tag der Baukultur“
| Telefon: | 0331 / 743 18 - 17 |
| E-Mail: | maria.roloff@bbik.de |



