Fachwerk neu gedacht: Digitale Technologien und natürliche Materialien im Bauwesen
Die Bauwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Steigende Rohstoffpreise, hohe CO₂-Emissionen und der notwendige Übergang zur Kreislaufwirtschaft erfordern neue Lösungsansätze. Ein Forschungsteam am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat sich dieser Aufgabe angenommen und untersucht, wie traditionelle Bauweisen mit digitalen Technologien und nachhaltigen Materialien neu interpretiert werden können.
Digitale Fertigung trifft historisches Handwerk
Im Zentrum der Forschungsarbeit steht das Fachwerk, eine der ältesten und bekanntesten Bauweisen Mitteleuropas. Die Forschenden kombinieren klassische Holztragwerke mit neu entwickelten Materialien wie einem Weiden-Lehm-Verbund und Flachsfasern. Diese Materialien sind lokal verfügbar, wachsen schnell nach und lassen sich mit geringem Energieaufwand verarbeiten.
Durch digitale Entwurfs- und Fertigungsverfahren wird es möglich, Bauteile präzise und effizient herzustellen. Auf diese Weise entsteht eine hybride Tragstruktur, die traditionelle Handwerkstechniken mit den Möglichkeiten moderner automatisierter Fertigung verbindet.
Beitrag zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, den Stoffkreislauf im Bauwesen nachhaltiger zu gestalten. Neben dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe spielt auch die Wiedervernässung trockengelegter Moorflächen eine Rolle. Dort könnten Weiden angebaut werden, die gleichzeitig als CO₂-Speicher und als Baumaterial dienen. Dieser Ansatz verbindet Klimaschutz mit einer diversifizierten Rohstoffbasis für den Bau.
Lehre und Forschung verzahnt
Besonders hervorzuheben ist die enge Einbindung von Studierenden in allen Phasen des Projekts. Von der Ideenentwicklung über digitale Modellierungen bis hin zu Prototypen in Originalgröße wirken sie aktiv mit. Für die Ausbildung angehender Ingenieurinnen und Ingenieure bietet dieser praxisnahe Ansatz wertvolle Einblicke in die Entwicklung neuer Bauweisen.
Demonstrator auf der Landesgartenschau
Das aktuelle Demonstratorprojekt des KIT wird auf der Landesgartenschau in Wangen im Allgäu präsentiert, die vom 26. April bis 6. Oktober 2024 stattfindet. Dort können Besucherinnen und Besucher die neu interpretierten Fachwerkstrukturen aus Holz, Weiden-Lehm-Verbund und Flachsfasern unmittelbar erleben.
Quelle: https://kurzlinks.de/0qi8