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BBIK ...denn Ingenieure bauen (d)eine Zukunft

Sichtbeton mit Charakter – Innovative Oberflächenstrukturen im Ingenieurbau

Sichtbeton ist längst mehr als nur ein funktionaler Baustoff – er ist Ausdruck architektonischer Haltung, technischer Präzision und gestalterischer Vielfalt. Moderne Schalungstechniken und kreative Materialien ermöglichen heute eine nahezu grenzenlose Vielfalt an Oberflächenstrukturen.

Struktur beginnt bei der Schalung

Die sichtbare Betonoberfläche ist das direkte Ergebnis der Schalung – ihr Material, Zustand und Saugverhalten sind entscheidend. Klassische Holzschalungen, etwa aus sägerauen oder gebürsteten Brettern, prägen die Struktur mit natürlichen Maserungen und schaffen eine warm wirkende Textur. Auch gebrauchte Hölzer oder OSB-Platten werden eingesetzt, um bewusst rustikale oder unregelmäßige Oberflächenbilder zu erzeugen – ein gestalterischer Ansatz, der etwa beim UCCA Dune Art Museum in China eindrucksvoll zur Geltung kommt.

Noch weiter reicht die kreative Bandbreite bei der Verwendung natürlicher Materialien: Schilfrohr, Bambus, Sand oder sogar ganze Fichtenstämme, wie bei Peter Zumthors Bruder-Klaus-Feldkapelle, dienen als Schalmaterial und verleihen dem Beton eine unverwechselbare Identität. Diese Methoden verbinden nachhaltige Bauweisen mit hoher gestalterischer Qualität.

Industrieprodukte und Hightech im Schalungsbau

Neben natürlichen Materialien finden zunehmend auch industrielle Produkte ihren Weg in den Schalungsbau. Luftpolsterfolien, Wellblech oder sogar 3D-gedruckte Schalungselemente aus künstlichem Sandstein werden zweckentfremdet, um einzigartige Strukturen zu erzeugen. Diese Techniken bringen nicht nur Innovation, sondern auch neue Herausforderungen in der Planung und Fertigung mit sich – Aspekte, bei denen Ingenieurinnen und Ingenieure eine zentrale Rolle spielen.

Strukturmatrizen – Präzision trifft Vielfalt

Ein besonders präzises und wiederholbares Gestaltungsmittel sind Strukturmatrizen aus Polyurethan. Diese elastischen Einlagen, auf Basis eines modellierten Positivs gefertigt, können mehrfach verwendet und flexibel eingesetzt werden – sowohl im Ortbetonbau als auch bei Fertigteilen. Voraussetzung ist eine sorgfältige Planung, um durchlaufende Linien und Strukturen exakt aneinanderzufügen.

Auch technisch anspruchsvolle Abbildungen wie Fotogravuren lassen sich mit Matrizen realisieren. Dabei verändert sich das Erscheinungsbild je nach Lichteinfall – ein spannendes Wechselspiel zwischen Licht, Material und Raum.

Fotobeton – Bilder in Beton gegossen

Eine Sonderform strukturierter Betonoberflächen ist der sogenannte Fotobeton. Hier wird ein Bildmotiv auf eine Trägerfolie mit Abbindeverzögerer aufgebracht. Durch gezielte Verzögerung der Zementhydratation entstehen beim Auswaschen fein abgestufte Rauheiten, die ein Schwarz-Weiß-Bild sichtbar machen. Dieses Verfahren verlangt höchste Präzision in Planung und Herstellung – ein Aufgabenfeld, das sowohl gestalterische als auch ingenieurtechnische Kompetenz vereint.

Gestalten mit Substanz

Die Vielfalt an Oberflächenstrukturen im Sichtbeton zeigt, wie stark sich der Ingenieurbau in Richtung gestalterischer Qualität und technischer Finesse weiterentwickelt hat. Für Planerinnen und Planer bieten sich heute zahllose Möglichkeiten, mit Materialien, Texturen und Effekten architektonisch zu gestalten – und dabei den Beton in seiner puristischen, ehrlichen Materialität neu zu interpretieren.

Quelle: https://kurzlinks.de/as2b

© Peeradontax | AdobeStock
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