Nachhaltig bauen mit Zukunft: Innovative Strohleichtbausteine im Fokus der Forschung
Im Zuge des Wandels hin zu klimafreundlichem Bauen stehen Ingenieurinnen und Ingenieure vor der Aufgabe, neue Wege zu gehen – oder vielmehr alte Wege neu zu denken. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür liefert das Forschungsprojekt „StrohGold“ der Bauhaus-Universität Weimar.
Hier wird ein traditioneller Baustoff neu interpretiert: Stroh – ein Nebenprodukt der Landwirtschaft – soll durch gezielte Materialoptimierung zu einem tragfähigen und ressourcenschonenden Leichtbausystem weiterentwickelt werden.
Warum Stroh? Der Rohstoff mit überraschendem Potenzial
Jährlich bleiben in Deutschland bis zu 30 Prozent der Strohproduktion ungenutzt. Gleichzeitig ist dieser Rohstoff leicht verfügbar, kostengünstig und hervorragend recyclebar. Seine hohe Dämmwirkung ist seit Jahrhunderten bekannt – Fachwerkhäuser mit strohgefüllten Ausfachungen beweisen das eindrucksvoll.
Doch bisher war Stroh im tragenden Wandaufbau durch seine geringe Druckfestigkeit limitiert: Wände mit mehr als einem Meter Stärke sind notwendig, um tragende Funktionen zu erfüllen – ein deutlicher Flächenverlust, der gerade im urbanen Wohnbau problematisch ist.
StrawBricks: Der nächste Schritt im ökologischen Mauerwerksbau
Genau hier setzt das Projekt StrohGold an. Unter der Leitung von Katharina Elert und mit Unterstützung von Larissa Daube wird an der Entwicklung eines neuen Leichtbausystems aus sogenannten „StrawBricks“ geforscht – kompakten, tragfähigen Strohsteinen, die eine platzsparende und stabile Bauweise ermöglichen sollen.
Im Fokus steht die Kombination aus optimaler Materialmischung und intelligenter Formgebung, um die Druckfestigkeit des Strohs signifikant zu erhöhen. Ziel ist ein ressourcenschonender, bauaufsichtlich zugelassener Baustein, der auch im mehrgeschossigen Bau Anwendung finden kann.
Intelligente Geometrien für einfache Verarbeitung
Ein besonders innovativer Ansatz liegt in der Entwicklung der Steinform selbst: Die StrawBricks sind so konzipiert, dass sie sich wie Legosteine oder klassische Holzverbindungen zusammenfügen lassen – ein Prinzip, das nicht nur die Verarbeitung erleichtert, sondern auch Möglichkeiten für den modularen und rückbaubaren Bau eröffnet. Geschützt durch eine Putzschicht sind die Bausteine zudem witterungsbeständig.
Chancen für Brandenburgs Bauwesen
Für das Bauwesen in Brandenburg – geprägt durch weitläufige ländliche Regionen, aber auch durch zunehmenden urbanen Wohnraumbedarf – bietet diese Entwicklung große Chancen:
- Regionale Wertschöpfung: Landwirtschaftliche Nebenprodukte finden lokale Verwendung.
- Kosteneffizienz: Günstige Rohstoffe senken Baukosten.
- Klimaschutz: Reduzierte graue Energie und bessere CO₂-Bilanzen.
- Innovationspotenzial: Neue Typologien für nachhaltige Baukultur.
Ingenieurkompetenz trifft Materialinnovation
Die Entwicklung tragfähiger Strohleichtbausysteme ist ein starkes Beispiel dafür, wie technische Forschung und ökologisches Bewusstsein zusammenfinden können. Als Brandenburgische Ingenieurkammer sehen wir großes Potenzial in der Integration solcher Materialien in die Praxis – insbesondere wenn sie, wie im Fall der StrawBricks, durch durchdachte Konstruktion, wissenschaftliche Fundierung und praxisnahe Umsetzbarkeit überzeugen.
Weitere Informationen:
Das Projekt StrohGold wird gefördert durch das Bundesprogramm Zukunft Bau. Detaillierte Informationen und ein umfassender Forschungsbericht sind auf den Webseiten der Bauhaus-Universität Weimar und des Förderprogramms zu finden.